Tiroler Hotels zur „Lärm-Verordnung“

Seit 10. Juni 2020 gehen die Wogen in der Bikercommunity hoch. An diesem Tag trat eine Verordnung in Kraft, die auf ausgewählten Strecken in Tirol für Motorräder mit über 95db Standgeräusch ein Fahrverbot verhängt. Betroffen sind hiervon die Bezirke Reutte und Imst.

Auch I love my moped hat sich mit dieser neuen Verordnung befasst und hört in den sozialen Medien genau hin. Viele Motorradfahrer/innen rufen zu einem Boykott von ganz Tirol auf. Dabei beziehen sie sich nicht nur auf den Motorradurlaub im Sommer, sondern auch auf etwaige Schi- oder Familienurlaube rund ums Jahr.

Die Tourismusbranche in Tirol, wegen der derzeit herrschenden Covid-19 Pandemie ohnehin stark angeschlagen, bekommt mit diesem Fahrverbot einen weiteren Stolperschein hinzu, setzen doch gerade im Sommer viele Hotels auf Motorradfahrer/innen, die eine zahlungskräftige Klientel sind.

„Die Biker sind frustriert“

Das Olympia Hotel Garni in Seefeld in Tirol etwa liegt nicht an einer betroffenen Strecke. Dennoch beobachten sie, dass die Biker/innen dieses Jahr weit weniger geworden sind und auch weniger bei ihnen buchen. „Wir bekommen ständig Rückmeldungen von frustrierten Bikern, die sich ungerecht behandelt fühlen aufgrund der neuen Verordnung. Ganz oft sind es auch Motorradfahrer die gar nicht persönlich betroffen sind. Im Gespräch hört man immer wieder die Sorge heraus, dass die Fahrverbote noch weiter ausgebaut werden könnten.“ so Elisabeth und Ernst, die Betreiber des Hotels. Sie haben wenig Verständnis dafür, dass legal zugelassene Motorräder – nur Motorräder – hier diskriminiert werden. Auf diesen Strecken herrsche ohnehin schon eine massive Geschwindigkeitsbeschränkung, womit die Lautstärke per se schon heruntergeschraubt werde.

Solange Motorräder gebaut und zugelassen werden, die über 95 db haben, sollte es keine Fahrverbote geben.

Elisabeth und Ernst, Olympia Hotel Garni

Auch Familie Koidl, die das Hotel Sonnleiten in Bruck am Ziller betreibt, versteht das einseitige Verbot nicht. „Wir verstehen den Ärger der Bevölkerung, glauben aber dass die Lösung zwar gut gemeint aber falsch getroffen ist. Dass sie außerdem ohne Folgen zu bedenken viel zu schnell durchgesetzt wurde.“ so ein Statement aus dem Team. Auch Biker/innen aus dem Ausland fühlten sich durch die Verordnung persönlich beleidigt und planten, Österreich künftig zu meiden.

Beide Hotels haben sich an die zuständigen Stellen bzw. ans Ministerium gewandt. Leider mit der Antwort, dass die Verordnung unumgänglich sei.

Im Hotel Sonnleiten setzt man auf Aufklärung. Mittels Flyer zum Thema leise fahren soll auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Auch die Arge2Rad setzt mit der Kampagne „Fahr RUHIG weiter“ auf Aufklärung.