Jedes Jahr, wenn der Herbst sein hässliches Gesicht zeigt und es kalt, nass und neblig wird, teilt sich die Bikercommunity in zwei Lager. Die einen halten ihr Bike jederzeit betriebsbereit, um auch im Winter keinen schönen Tag zu verpassen. Die anderen bereiten sich auf die zweiradlose Zeit vor und diskutieren, Taferl zurücklegen oder trotz Stehzeit behalten?
Wir schlagen uns auf keine Seite. Im Gegenteil, wir schreiben Artikel für beide Lager. Für die Winterfahrer/innen in diesem Artikel und für die Einwinterer untenstehend.
Runter mit dem Dreck!
Wenn ein Motorrad über Monate stehen bleiben soll, ist als erstes eine ordentliche Wäsche angesagt. Denn Dreck frisst sich über den Winter ein und was gibt es Schöneres, als im Frühjahr ein strahlendes Bike aus der Garage zu schieben – und nicht einen dreckstarrenden Metallhaufen auf Rädern?
Erst wird grob gereinigt. Mit dem Gartenschlauch, Schwamm und Bürste oder dem Hochdruckreiniger, das ist Geschmacksache – und eine Frage der Verfügbarkeit. Beim Hochdruckreiniger heißt es allerdings aufpassen auf die empfindlichen Teile. Dazu gehören vor allem der Kühler (keinesfalls mit voller Pulle auf die Kühllamellen losgehen) und alles was mit Zündung und Elektronik zu tun hat. Zündschalter, Zündkerzen, Einspritzsystem, Batterie aber auch Bremszylinder säubert man lieber händisch oder mit dem sanften Gartenschlauch.
Wenn der grobe Dreck unten ist (keinesfalls die Kette vergessen), kann händisch nachgearbeitet werden. Je nachdem wie fleißig sonst geputzt wird, erwischt man mit fließendem Wasser nicht alles (Motorschutz und hintere Felge die ev. vom Kettenspray klebt als heißer Tipp).
Danach wird das Bike trockengerubbelt und zum endgültigen Abtrocknen stehen gelassen. Nicht in der Sonne (gibt eventuell Wasserflecken) und besser nicht bei unter null Grad. Aber wer bei Minusgraden sein Bike wäscht, gehört wohl ohnehin nicht in die Gruppe der Einwinterer.
Ausbessern, Schmieren, Polieren, Auffüllen
Nun wo der ganze Dreck unten ist, kann man sein Bike genau unter die Lupe nehmen. Hängt die Kette durch oder sind die Reifen doch schon mehr glatzert als profilbehaftet? Dann am besten gleich eine Notiz fürs Frühjahr machen.
Kleinere Lackschäden lassen sich einfach mit einem passenden Lackstift beheben, für Chrom-, Lack- Gummi- oder Kunststoffteile gibt es jeweils passende Polituren oder Hartwachsprodukte, die das Bike sicher bis zum Frühjahr konservieren. Das weiß der Händler eures Vertrauens am besten. Genauso sollten Metallteile mit den passenden Wässerchen rostsicher gemacht werden.
Verschleißteile wie die Kette und andere bewegliche Teile werden gut geschmiert, damit sie keinen Rost ansetzen oder unbeweglich werden über den Winter. Gut geschmiert ist (im Frühjahr) halb gewonnen.
Wenn das Bike draußen steht, sollte auf jeden Fall auch die Kühlflüssigkeit auf deren Frostschutz kontrolliert und diese gegebenenfalls noch ausgetauscht/aufgefüllt werden.
Den Tank befüllt man randvoll, was Rostbildung im Tankinneren verhindert. Wer möchte kann auch noch einen Kraftstoffstabilisator hinzufügen. Der Vergaser hingegen überwintert besser leer. Also Benzinhahn schließen und den Motor laufen lassen, bis der Vergaser leer ist.
Auch das Motoröl samt Ölfilter (bei Bedarf) wird am besten im Herbst getauscht.
Reifenliebe
Die Reifen freuen sich beim Einwintern über möglichst unbelastetes Stehen. Wer einen Hauptständer hat, bockt das Bike auf, dann ist schon mal der hintere Reifen aus dem Schneider. Vorne kann man etwa ein Stück Holz unter die Gabel/den Motorschutz legen, dann ist auch der vordere Reifen frei.
Dann noch den Reifendruck um 0,5 bar erhöhen und alles ist wunderbar. Aufpassen, im Frühjahr vor der ersten Ausfahrt muss der Überdruck wieder raus!
Die Batterie und der Winter
Bei vielen Bikes ist es notwendig, die Batterie im Winter auszubauen. Mit einem Blick ins Handbuch ist diese schnell gefunden, dann klemmt man erst den Minuspol (schwarz), dann den Pluspol ab und holt das Teil raus. Je nach Ladegerät wird diese jetzt über den ganzen Winter angehängt (und somit auf einer Grundspannung gehalten), oder im Warmen gelagert und alle 3-4 Wochen aufgeladen. Diese Zeitspanne hängt stark vom Alter und Zustand der Batterie ab.
Wer noch eine offene, nicht wartungsfreie Säurebatterie hat (kein geschlossenes System), sollte nach dem Ausbau kontrollieren, ob noch genug Flüssigkeit drinnen ist und diese im Zweifelsfall auffüllen. Vorsicht, IMMER destilliertes Wasser nachfüllen, niemals Säure!
Garage, Straße oder Einwintern beim Händler?
Nun ist das Bike bereit für die Winterruhe. Wer eine Garage hat ist klar im Vorteil. Dort steht das Bike trocken und gut geschützt. Es genügt eine alte Decke oder ein Leintuch, damit sich kein Staub absetzt. Bitte keine wasserdichten Planen in der Garage verwenden, da das Bike darunter schwitzen kann und damit rostgefährdet ist.
Keine Garage und keinen Cent zuviel? Dann wird das Bike wohl notgedrungen auf der Straße überwintern müssen. Das geht allerdings nur, wenn es angemeldet bleibt. Fahrzeuge ohne Nummerntafel dürfen NICHT im öffentlichen Raum abgestellt werden! Für die Überwinterung im Freien braucht das Bike eine wasserdichte Schutzplane, die wenn möglich mit mehreren Gummispannern festgezurrt wird, damit sie auch Winterstürmen trotzt und nicht davonfliegt (und im schlimmsten Fall das Bike umreißt). An schönen Tagen empfiehlt es sich sie abnehmen, zu lüften und das Bike auf Feuchtigkeit zu kontrollieren.
Als dritte und sicher nicht die schlechteste Möglichkeit bieten viele Händler Überwinterungsmöglichkeiten für Motorräder an. Diese reichen vom reinen Einstellplatz bis hin zu Full Servicepaketen. Wer sich also all die obige Arbeit sparen will, stellt das Bike einfach dreckig wie es ist zum Händler seiner Wahl und der kümmert sich um alles weitere. Nähere Info hierzu bekommt ihr beim Händler eures Vertrauens.
Und da nach der Saison bekanntlich schon wieder vor der Saison ist, findet ihr hier unseren Artikel zur Fahrsicherheit im Frühjahr, der sich insbesondere mit dem Bike befasst.
Ein kleiner Auszug der Händler, die Motorräder einwintern: