In dieser vierteiligen Serie möchten wir auf die aus unserer Sicht zentralen Gefahrenquellen nach der Winterpause eingehen. Das Bike, der Fahrer/die Fahrerin, die Straßenverhältnisse und die anderen Verkehrsteilnehmer/innen. Der erste Teil widmet sich dem Motorrad.
Auch wenn der mitteleuropäische Winter zumindest im Flachland deutlich milder geworden ist, bleibt das Durchfahren zwischen November und März nach wie vor den Hartgesottenen vorbehalten. Denn auch wenn oft kein Schnee mehr liegt, ist es zwischen Spätherbst und Frühling kalt, grau, meist nass, rutschig, voller Streusalz/Kies und vor allem finster. Auch sind die Autofahrer/innen nicht daran gewöhnt, im Winter die Straße mit Zweirädern teilen zu müssen, was ein zusätzliches Sicherheitsrisiko darstellt. Das sind gute Gründe dem Motorrad den Winterschlaf zu gönnen. Mit den Strahlen der ersten Frühlingssonne, wenn es aus der Garage geholt wird, gilt es nun einiges zu beachten.
Die Batterie
Die Batterie ist wohl das zentralste Teil im Frühjahrscheck, denn ohne sie kommen wir keinen Meter weit. Im besten Fall hängt diese schon seit Herbst an einem Ladegerät, das die Spannung der Batterie über den Winter aufrechterhält. Somit ist sie im Frühjahr sofort startklar. Wer im Herbst die Batterie nicht abgeklemmt und aufgeladen hat, muss das jetzt wahrscheinlich nachholen. Und immer daran denken, erst Minus (schwarz) abklemmen, dann Plus (rot). Beim Einbau ist es umgekehrt.
Die Elektrik
Wenn die Batterie aufgeladen und eingebaut ist, kann es mit der Elektrik weitergehen, denn jetzt hat das Bike ja wieder Saft. Also Zündung einschalten, überprüfen ob alle Lämpchen am Armaturenbrett leuchten und danach auch alle Lichter überprüfen. Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Blinker, Bremslicht, Lichthupe und auch die Hupe selbst. Was nicht oder nur mehr gedämpft leuchtet, wird getauscht. Sollte der eine oder andere Schalter schwergängig geworden sein, hilft das gute alte WD 40 oder auch ein anderes Schmiermittel der Wahl.
Die Reifen
Jetzt hat das Bike also wieder Saft und leuchtet bei Bedarf auch wie ein Weihnachtsbaum, also geht es mit den Reifen weiter. Denn Grip ist wichtig. War die Maschine nicht vorne und hinten aufgebockt (und selbst wenn sie es war), ist es sehr gut möglich, dass sie zwar nicht ganz platt ist, sich aber doch dem Reifendruck einer gängigen Trialmaschine angenähert hat – sprich 0,5 bar, was für die Straße nun doch etwas zu wenig ist. Hier muss also unbedingt Luft rein, wer dafür zur Tankstelle fahren muss, tut das bitte sehr vorsichtig…keine Luft = kein Grip.
Davor ist aber auch die Sichtkontrolle äußerst empfohlen, denn vielleicht fehlt die Luft ja auch, weil der Reifen beschädigt ist. Außerdem gehört die Profiltiefe gecheckt. Unter 1,6 Millimeter wird’s illegal, das ist die Mindesttiefe für Motorräder. Übrigens trocknet Reifengummi über den Winter möglicherweise ein wenig aus, also ist diesbezüglich Einfahren angesagt, bis die alte, trockene Gummischicht sich abreibt.
Auf den ersten Kilometern vorsichtig Einfahren muss auch, wer sich für neue Reifen entscheidet, da sich auf ihnen noch Trennmittel aus der Produktion befinden kann. Zudem ist die Oberfläche frisch vom Werk superglatt. Übrigens dauert es je nach Reifentyp bis zu 200 km, bis der optimale Grip erreicht ist, also sachte mit den neuen Gummis.
Die Flüssigkeiten
Aber noch sind wir ja nicht unterwegs. Was fehlt sind die Flüssigkeiten, damit auch im Inneren des Motorrads alles rund läuft. Der Stand des Motoröls gehört kontrolliert und – wenn dabei am Fetzen nur noch eine tiefschwarze Brühe kleben bleibt – am besten samt Ölfilter gleich gewechselt. Kühl- und Hydraulikflüssigkeit werden bei Bedarf aufgefüllt, Bremsflüssigkeit muss kontrolliert und je nach Motorrad alle 1-3 Jahre gewechselt werden. Diese zieht Wasser aus der Luft und wenn es zuviel wird, wird’s mit dem Bremsen schwierig und gefährlich.
Die Optik
Bis jetzt hatten wohl nur die wahren Technikfreaks ihren Spaß, aber auch für die Optikliebhaber/innen ist was dabei bei der großen Auswinterparty…abgesehen von der Freude auf die kommende Saison. Denn auch Lack und Chrom freuen sich über einen Rundumcheck bevor es auf die Straße geht. Kleinere Lackschäden oder Roststellen lassen sich mit den geeigneten Pasten, Cremes und mit Polierwachs schnell wegpolieren und unsichtbar machen – ganz wie im Schönheitssalon.
Nun ist das Bike startklar für die neue Saison. Im zweiten Beitrag dieser Reihe erfahrt ihr, wie sich auch der Fahrer/die Fahrerin fit machen kann.